Anemoia

Meditation für Blasorchester

Sinfonische Dichtung • 2024
Schwierigkeitsgrad 5 (schwer) • ca. 15 Min. • FC Music Publishing

Instrumentation : Picc, 3Fl, 2Ob, EH, 2Bsn, CBsn, EbCl, 3Cl, ACl, BCl, CbCl, SSax, 2ASax, TSax, BarSax, 4Tpt, 4Hn, 4Tbn, 2Euph, 2Tba, DBass, Hp, Pno, Timp, 5Perc

„Anemoia“ ist der Name des Schriftstellers John Koenig für das Gefühl der Nostalgie, das wir nach einer Zeit verspüren, die wir nie gekannt haben. Dieses Gefühl drückt sich oft in dem unangenehmen Gefühl aus, etwas Wichtiges verloren zu haben oder zu seiner Zeit nicht an seinem Platz zu sein. Wer hat noch nie einen Stich im Herzen verspürt, als er ein Foto aus der Belle Époque oder den Dreißig glorreichen Jahren sah?

Fasziniert von diesem Konzept versuchte ich, es in eine Musik zu übersetzen, die zwischen Begeisterung, Angst und Nostalgie oszilliert. Da dieses Gefühl universell und zutiefst persönlich ist, wird das Werk zweifellos bei jedem eine besondere Resonanz finden.


I. (un)desired sorrow

Der erste Satz ruft zunächst das Unbehagen hervor, das man verspürt, wenn man plötzlich von Anemoia getroffen wird. Dann entwickelt es sich zu majestätischen Tönen, die unsere Bewunderung für vergangene Zeiten zum Ausdruck bringen. Ein eher schwebender Moment beendet den Satz: Warum so nostalgisch für eine vergangene Ära sein, von der wir wissen, dass sie nicht grundsätzlich besser ist als unsere? Ist dieses Gefühl, so unangenehm es auch sein mag, nicht eigentlich etwas, wonach wir Menschen des 21. Jahrhunderts suchen müssen?

II. behind the glass of time

Der zweite Satz behandelt die Anemoia auf eine melancholischere Weise. Wenn wir dieses Foto aus den frühen 1910er Jahren betrachten, hören wir die Menschen darauf sprechen, wir stellen uns die Geräusche, Gerüche und Empfindungen vor, die sie haben … ohne es wirklich fühlen zu können. Letztlich werden wir auf den Zustand von Zuschauern reduziert, die durch das undurchdringliche Fenster der vergehenden Zeit zurückgehalten werden. Jetzt bleibt uns nur noch, den unheilbaren Lauf der Zeit zu beobachten ... und es zu versuchen anzunehmen.


Das Stück entstand auf Wunsch meines Freundes Dominik Ziörjen im Rahmen seiner Masterarbeit an der Lausanne Hochschuhle für Musik, und diente auch als mein letztes Orchestrierungswerk während meines Studiums an derselben Schule. Das Werk ist der bedeutendsten Persönlichkeit meines musikalischen Lebens gewidmet: meinem Lehrer Jean-Claude Kolly, der mich in sieben wundervollen Lehrjahren ständig ermutigt und dazu gedrängt hat, in den Künsten des Dirigierens und Komponierens zu gedeihen.

Die Uraufführung fand am 6. Dezember 2024 statt, während den letztem Konzert der Concordia de Fribourg unter der Leitung von Jean-Claude, anlässlich seines 30-jährigen Dirigierjubiläums dieses Blasorchesters.